Vorüberlegungen

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Bevor man mit dem Schreiben beginnt, sollte eine wichtige Vorüberlegung erfolgen:
für wen schreibe ich eigentlich?

Schreibe ich…
• für meinen Vereinsvorstand, bei dem ich mich einschmeicheln will?
• für meine Freunde, denen ich imponieren will?
• für Vereinsmitglieder, die wissen wollen, was im Verein passiert?
• für Experten in meiner Sportart?
• für Firmen, von denen ich mir Sponsoring erhoffe?
• für mich?

NEIN!

Ich schreibe ausschließlich für den LESER. Der Leser weiß nichts über mein Hobby, interessiert sich vielleicht nicht sonderlich dafür, hat möglicherweise noch nie etwas davon gehört. Die Aufgabe des Pressewartes ist es also, den unwissenden Leser für seine Ideen zu begeistern und dabei frei von jeglichem Egoismus zu berichten. Dabei gelten folgende Grundsätze:

• Ehrlich sein – auch wenn die Wahrheit weh tut.
• Niemandem nach dem Mund schreiben – auch wenn es bequem sein mag.
• Sich nicht mit der erstbesten Recherche zufrieden geben – auch wenn man das Ergebnis am liebsten hört.
• Nie die Macht ausnutzen – sondern Zurückhaltung üben.
• Jeden gleich behandeln – auch wenn man gerne jemanden strafen möchte.

Was gehört in einen Zeitungsartikel?

Der Zeitungsartikel ist für einen Verein eine Art der Werbung. Dennoch gilt es zu vermeiden, uns über Gebühr und völlig unangemessen in einem Pressetext anzupreisen. Oberstes Gebot der Berichterstattung ist die Sachlichkeit. Pressereferenten müssen zwar ein positives Image des Vereins erzeugen, dürfen den Artikel aber nicht als Werbeträger missbrauchen – das tut ein objektiver Bericht schon ganz von allein.

Prinzipiell gilt: In eine Pressemitteilung gehören ausschließlich Fakten, Märchen bleiben bei den Gebrüdern Grimm! Auch persönliche Wertungen stehen dem Pressewart nicht zu – es sei denn, er äußert sich ein einem ausdrücklich gekennzeichneten Kommentar, zum Beispiel in einem Leserbrief.

Konkrete Anlässe
für eine Pressemitteilung sind zum Beispiel Veranstaltungshinweise oder Termine, Ereignisse und Entscheidungen im Verein, Vorstandsänderungen oder Stellungnahmen. Natürlich kann man auch „einfach mal so“ einen Artikel über das Vereinsleben an die Redaktion weiterreichen – solange damit zu rechnen ist, dass das Thema auch bei Nicht-Mitgliedern auf Interesse stößt. Wichtig ist, dass eine Aktualität gegeben ist, und dass Terminankündigungen rechtzeitig (mindestens eine Woche vorher) in die Redaktionen gelangen.

Der Umfang
einer Pressemitteilung hängt fast ausschließlich vom Thema ab. Über die Weihnachtsfeier der Senioren wird eine Redaktion sicherlich nicht mehr als 30 Zeilen veröffentlichen – umgekehrt wären 30 Zeilen jedoch zu wenig, wenn auf dem Flugplatz ein großer Flugtag stattgefunden hat. Es liegt am Pressewart, den Redaktionen die Bedeutung einer Veranstaltung klar zu machen. Als Orientierung können folgende Presse-Richtlinien zum Thema „Vereinsberichterstattung“ gelten:
„Vereinsmitglieder sind ein wichtiger Bestandteil der Leserschaft. Eine lebendige Vereinsberichterstattung kann den Lokalteil bereichern, [..] Die Aufgabe des Journalisten ist es, die Neuigkeiten in seiner Berichterstattung herauszufiltern. Hinter jedem Vereinsmitglied steckt ein Mensch, [.,] und es gibt eben nichts Interessanteres, als über Menschen zu schreiben. Deshalb: Vereine sind auch ein lohnenswertes Terrain für Portraits und Reportagen. Der liebenswerte Brieftaubenzüchter, der seine Vögel jedes Wochenende Hunderte von Kilometern auf die Reise schickt und ungeduldig auf ihre Rückkehr wartet, [..] Je öfter solche Geschichten im Blatt sind, um so leichter ist es, die Vereinsberichterstattung auf ein erträgliches Maß zu bringen. Jahresversammlungen und die entsprechenden Berichte gehören ins Blatt. [..] Dabei sollte der Jahresrückblick [..] allenfalls drei bis vier Sätze ausmachen – in aller Regel wurde bereits über die Ereignisse berichtet.
Mit Totenehrungen, Genehmigungen der Tagesordnung und anderen Regularien sollten die Leser nicht gelangweilt werden. Auch die Entlastung des Vorstandes ist nicht erwähnenswert. Wiedergewählte Vorstände müssen nicht mit einem Foto ins Blatt. Setzt sich der Vorstand neu zusammen oder wurden Mitglieder geehrt, kann das dagegen auch mit einem Foto dokumentiert werden. Interessant ist in der Regel, warum sich die Zusammensetzung geändert hat, warum Einzelne nicht wieder angetreten sind. Ehrungen werden mit Foto zumeist erst ab 25-jähriger Vereinsmitgliedschaft oder ab zehnjähriger Vorstandstätigkeit veröffentlicht.

Grundsätzlich sollte das Maximum an Informationen in möglichst wenig Text verpackt werden. Um zu vermeiden, dass ein Redakteur möglicherweise durch Kürzungen die Intention des Textes verändert, sollte der Pressewart versuchen, soviel wie möglich selbst zu kürzen. Dabei muss er mit sich und seinem Text hart ins Gericht gehen und zum Beispiel unsortierte Anhäufungen von Fakten und Fremdwörtern, übertriebene Selbstdarstellungen oder Vereins-Interna streichen. Denn: Es ist sicherlich besser, zehn kleine Veröffentlichungen pro Jahr in den Medien verzeichnen zu können, die den Leser interessierten, als zwei große Artikel, die vor lunwichtigem Kram überquellen. Nur durch kontinuierliche Pressearbeit wird ein Verein bekannt und kann möglicherweise Sympathisanten oder gar Mitglieder gewinnen.

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von fk